Auf der Mitgliederversammlung beschließt der Kirchbauverein Schmölln nach sieben Jahren sein Aus. Ziel erreicht, Spenden für die Kirchensanierung einzusammeln. 235.000 Euro sind am Ende überreicht worden. Mit diesem Ergebnis hatte bei Vereinsgründung niemand gerechnet.
Von Ulrike Grötsch
Schmölln. Die Mitgliederversammlung des Kirchbauvereins Sankt Nicolai Schmölln am Freitagabend im Bürger- und Vereinshaus war eine denkwürdige, weil die letzte. Auf der umfangreichen Tagesordnung mit all den Berichten stand ein ganz wichtiger Punkt, die Liquidation dieses Vereins. Ein trauriger Anlass für den Vorstand und die Vereinsmitglieder, dennoch herrschte viel Freude an diesem Abend. Nein, nicht über die Auflösung des Vereins, die musste laut Satzung nun sein, sondern über das Geleistete.
Wenn wir zurückblicken, dann wurde der Verein vor sieben Jahren einzig und allein dafür gegründet, damit die Schmöllner Stadtkirche so umfangreich saniert werden konnte. Dafür waren neben Fördermitteln und Geldern seitens der Stadt erhebliche Eigenmittel durch die Kirchgemeinde aufzubringen, und dies konnte nur mit Hilfe von Spendengeldern erfolgen. 100.000 Euro Spenden zu akquirieren, hieß die Aufgabe, die Altbürgermeister Herbert Köhler damals in den Raum stellte und viele an jenem Gründungstag für utopisch hielten. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten war der Verein aufzulösen, so die Satzung. Die Arbeiten sind nun abgeschlossen, der Verein hat seine Aufgaben mit Bravour bewältig und kann und muss sich nun, wie einst der Orgelbauverein, auflösen.
Doch zuvor gab Vereinsvorsitzender Dr. Jörg Milde noch einen umfassenden Bericht über die Arbeit seit der vorangegangenen Mitgliederversammlung im April 2022. In den Vorstand wurden damals einstimmig Bernd Adam nachgewählt, der die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden übernahm. Kristian Blum bekleidete nach einstimmiger Wahl die Funktion des Kassenprüfers.
Es ist eine lange Liste an Aktivitäten, die der Vereinsvorsitzende Dr. Jörg Milde aufzählen konnte, die in den vergangenen eineinhalb Jahren durch den Vorstand erfolgten. Da begannen nach der Corona-Pandemie die vom Vorstand organisierten Konzerte wieder, die dem Verein Spenden einbrachten und die man zwei Jahre so schmerzlich vermisste. Höhepunkt zweifelsfrei das verschobene Konzert mit Gunther Emmerlich, das über 500 Besucher in die Stadtkirche lockte. Aber auch alle anderen kulturellen Veranstaltungen wie beispielsweise Karussell und Rockfonie waren mit über 300 Personen sehr gut besucht. Höhepunkt war das Stadtkirchenfest im Oktober dieses Jahres anlässlich der Fertigstellung der Sanierung der Stadtkirche, das der Vorstand des Kirchbauvereins gemeinsam mit dem Gemeindekirchenrat organisierte und seit Januar 2023 vorbereitete. Vorstandsmitglieder stellten eine Festschrift zusammen, die einen tollen Überblick über das Baugeschehen von 2016-2023 an der Außenfassade der Stadtkirche widerspiegelt. Als Dank erhielten diese alle Spender.
Drei Tage wurde der Abschluss der Sanierung gefeiert. Zuerst das Ende des 4. Bauabschnittes mit den Firmen und den Anwohnern. Dann das festliche Abschlusskonzert am zweiten Tag mit dem hervorragenden Collegium Instrumentale und vielen Gästen und dem anschließenden Fest vor der Kirche mit Turmbesteigung, Informationen zum Baugeschehen und über die Stifterfiguren, die auf Initiative von Superintendent in Ruhe Werner Blum auf den vorhandenen bislang leeren Konsolen einen Platz bekamen und die Kirche nun vervollständigen. Neben zwei Spendern, stiftete auch eine der drei Figuren sowie das Versöhnungskreuz an der Sakristei der Kirchbauverein. Zum Festgottesdienst am dritten Tag überreichte der Vereinsvorsitzende die stolze Summe von 50.000 Euro an Pfarrer Thomas Eisner für den Einbau einer barrierearmen Toilette in der Kirche.
„Nicht eine Veranstaltung war ein Flop. Alle brachten einen Gewinn auf unser Vereinskonto. Und durch unsere Veranstaltungen wurde die Stadtkirche zu einem kulturellen Zentrum der Stadt. Zu vielen Aktionen konnten wir auch konfessionslose Gäste begrüßen, die mit ihren Spenden oder Eintrittsgeldern einen Beitrag für die Sanierung leisteten. Ein Konzept, das sich lohnen würde, daran festzuhalten“, stellte Dr. Jörg Milde fest. Doch nicht alles verlief nach Wunsch. Der Toiletteneinbau, den Altbürgermeister Herbert Köhler so vehement gefordert hatte, hatte es in sich. Elisabeth und Stefanie Weiß kämpften seit Herbst 2022 mit unzähligen Anträgen, Formularen, Vorschriften, Behörden, dem Architekten Herrn Pfeil und der Bürokratie für Förderanträge für eine barrierearme Toilette. Nach Beschaffung der Moneten und zweimaliger erfolgloser Ausschreibung die traurige Erkenntnis: das wird 2023 nichts. Dabei hatte sich der Vorstand so sehr gewünscht, dass diese Maßnahme bis zum Stadtkirchenfest vollendet ist. Wahrscheinlich erfolgt der Einbau 2024 und die ursprünglichen Kosten von 49.000 Euro werden sich vermutlich verdoppeln. Die Fördergelder, insgesamt 36.000 Euro, wurden nach erneutem Antrag ins Jahr 2024 weitergeleitet. Und mit den nun für die Toilette zweckgebundenen Spenden von 60.000 Euro, sollte der Kirchbauverein, dieses zusätzliche Vorhaben auch finanziert haben.
Dies ist nur möglich, weil die Spendenbereitschaft auch im Jahr 2022 anhaltend ungebrochen war. Es konnten 89 Spender gewonnen werden. Im Jahr 2023 kamen weitere 65 Spender hinzu. Die Spendensumme allein in diesem Jahr betrug über 21.000 Euro. Insgesamt hat der Verein 225.000 Euro an die Kirchgemeinde an Spenden überwiesen. Zur Mitgliederversammlung wurde eine weitere Überweisung von 10.000 Euro einstimmig beschlossen. Als Liquidatoren des Vereins wurden der bis dato Vorsitzende Dr. Jörg Milde und Kassenführerin Inge Landgraf bestimmt.
Bis zum Jahresende 2023 werden noch Ausgaben und wahrscheinlich auch noch Einnahmen anfallen, weiterhin auch im Jahr 2024. Der Kassenbestand des Kirchbauvereins wird mit Auflösung der Konten Ende 2024 laut der Satzung an die Kirchgemeinde Schmölln ausgeschüttet. Die Gläubiger des Kirchbauvereins werden gebeten, ihre Ansprüche bei den Liquidatoren Dr. Jörg Milde und, oder Inge Landgraf anzumelden. Adresse ist der Kirchbauverein Schmölln in der Pfarrgasse 17 in 04626 Schmölln.
Ferner wurde beschlossen, dass Belege und weitere Materialien, die zehn Jahre aufzubewahren sind, durch die Kirchgemeinde Schmölln aufbewahrt werden sollen.