Zwei Schmöllner begeistern mit Anekdoten und Orgelspiel
Zu seinem ersten Benefizkonzert in diesem Jahr hatte der Kirchbauverein Schmölln am Sonntagabend, dem 28. April 2019, geladen, um weitere Spenden für die Sanierung der Schmöllner Stadtkirche Sankt Nicolai einzuwerben. Über 100 Menschen waren der Einladung gefolgt, um ein außergewöhnliches Programm zu erleben. Zwei Schmöllner, Benno Benndorf an der Orgel, und Thomas Morgenstern, der Schmöllner Anekdoten der 1920er-Jahren vortrug, gestalteten das über zweistündige Programm, bei dem die Zuhörer nach einer Zugabe verlangten.
Der Vorsitzende des Kirchbauvereins, Dr. Jörg Milde, begrüßte die Gäste zu dieser musikalisch-literarischen Veranstaltung und verwies auf die durch das Baugerüst völlig verdunkelte Nordseite der Kirche. Hier haben Anfang April die Arbeiten des zweiten Bauabschnittes an der Fassade begonnen, ging er auf den aktuellen Stand dr Sanierung ein. Nach Fertigstellung des 1. Bauabschnittes im vergangenen Jahr wurde festgestellt, dass die Schäden am Dach doch größer sind, als vor Sanierungsbeginn eingeschätzt wurde. Die Kosten werden also weiter steigen. „Wir führen als Kirchbauverein diese Veranstaltung durch, um weiterhin Spenden für die Sanierung einzusammeln“, erklärte der promovierte Mediziner, der sich freute, dass so viele gekommen waren, um zu unterstützen, damit die Sanierung der Kirche auch erfolgreich beendet werden kann.
Zuvor, als Auftakt der Veranstaltung, erklang die Introduction von Léon Boëllmann (1862-1897) aus seiner Suite gothique.
Thomas Morgenstern, Mitglied im Heimat- und Verschönerungsverein, und vielen als Stadtführer bekannt, im Frack erschienen, quasi als Reinkarnation von Christian Belßner, dem Gründer des Schmöllner Heimatvereins im Jahr 1886, hatte Geschichten zum Schmunzeln von Ernst Enke mitgebracht, die aus der Zeit um 1928/29 stammten, wie er sagte. Und es ließen sich noch immer Bezüge zum Heute herstellen, meinte er. Die handelnden Personen haben tatsächlich in Schmölln gelebt. Ob sich die Geschichten aber genau so zugetragen haben, ließ er offen. „Der Kirchbauverein hat eine Eigenschaft, die er mit anderen Vereinen teilt. Er braucht Geld, viel Geld sogar“, sagte Thomas Morgenstern, und heute handele es sich im wahrsten Sinne um eine milde Gabe, spielte er auf den Namen des Vorsitzenden des Kirchbauvereins Jörg Milde an. Das sorgte fürs erste Schmunzeln, noch bevor er die Geschichten zum Besten gab. Diese handelten unter anderem vom schiefen Kirchturm in Großstöbnitz, den ein Schmöllner wieder geradebog. Der Schwarze Steg oder der Bärenstammtisch — heute erinnert nur noch ein Fassadenteil des Kauflandes an den Schwarzen Bären — oder ganz aktuell Die Wahl und wie ein Kurendeschüler aus einem Leichentuch, das über die Särge einst gelegt, einen schwarzen Anzug erhielt, sorgten für Heiterkeit.
Nach ein, zwei Lesestücken spielte Benno Benndorf, der, nachdem er Akkordeon und Klavier spielen gelernt hatte, sein Liebe zur Orgel entdeckte, 2008 die Kantorenprüfung ablegte, Konzerte gespielt hat, aber hauptberuflich als Musiklehrer arbeitet, wieder kurze Orgelstücke. Unter anderem erklang die Gatilla de mano Isquierda von Sebastian Duron (1660-1716), der in königlichen Diensten stand, aber 1706 verbannt wurde. Auch Variationen über ein Thema von Paganini, von Andreas Willscher, 1955 geboren, waren zu hören. Modernes und Klassisches wie die Flötenuhrstücke von Joseph Haydn (1732-1809), die ursprünglich als Auftragswerke speziell für die Flötenuhr geschrieben wurden, hatte er im Repertoire. Mit viel Beifall honorierten die Besucher den Abend, den Benno Benndorf und Thomas Morgenstern eindrucksvoll und unentgeltlich gestalteten, weil sie Schmöllner sind, und weil es ihnen beiden ein Bedürfnis ist, dass das Wahrzeichen der Stadt, das auch ein Kulturdenkmal ist, wieder in altem Glanz erstrahlt. Und für Thomas Morgenstern war es zudem purer Eigennutz, wie er augenzwinkernd sagte: „Ich will einfach eine schöne Fassade vor der Haustür haben“. Verständlich, wohnt er doch gleich vis a vis der Kirche. Mit über 1060 Euro, die am Sonntag gespendet wurden, wurde ein weiteres Mosaiksteinchen für die Sanierung hinzugefügt, wofür sich der Kirchbauverein bedankt und es gleichzeitig als Zeichen der Wertschätzung sieht, dieses Benefizkonzert organisiert zu haben.
Text & Bild: Ulrike Grötsch