Stück für Stück wird’s imposanter
von Ulrike Grötsch
Schmölln. Von der Schmöllner Kirche ist derzeit nicht viel zu sehen. Turm samt Eingangsportal sind verhüllt, ringsherum versperren Gerüste die Sicht auf das schon neu Entstandene. Auch Verkehrseinschränkungen gehen mit den wuchtigen Gerüststellungen einher. Die Anwohner des Kirchplatzes müssen mit Beschränkungen leben. Die Aussicht, dass es wieder besser wird, wenn es auch noch Monate dauern wird, lässt sie die Unannehmlichkeiten halbwegs ertragen. Denn Stück für Stück wird die Fassade des imposanten Baus renoviert und an etlichen stellen glitzert das neu aufgelegte Kupfer in der Sommersonne, ein vielversprechendes Funkeln ist es. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Der vierte Bauabschnitt, kaum begonnen in diesem Jahr, macht schon Sorgen. Das Oktogon ist völlig desolat und wird wohl um die 100.000 Euro Mehrkosten verursachen.
Derweil liegen die Kosten für den dritten Bauabschnitt, der sich dem Ende neigt, etwa im veranschlagten Rahmen. Chor und Choranbauten wie Sakristei und Untschener Kapelle wurden samt Dach instand gesetzt, beziehungsweise werden es gegenwärtig. Vergittert wurden die großen Chorfenster. Auch die Sakristei musste neu eingedeckt werden. Bei veranschlagten 782.000 Euro für den dritten Bauabschnitt liege man bei etwa 800.000 Euro, informierte der leitende Architekt Thomas Grützner kürzlich.
Der vierte Bauabschnitt begann mit dem Einrüsten des 56 Meter hohen Turmes im Mai, Bauabschnitt 4, genauer gesagt 4.1. Denn dieser letzte Abschnitt musste aufgrund des baulichen Umfanges noch einmal kurzerhand untergliedert werden. Bauabschnitt 4.2 wird nicht vor 2022 beginnen und umfasst den unteren Teil der Turmschaft.
So erfolgt derzeit unter 4.1. die Instandsetzung des Turmschaftes und des Oktogons. Der Turmschaft selbst ist noch romanischer Bestand, Mitte des 15. Jahrhundert errichtet. Ein Stützgerüst aus Holzfachwerk hält Oktogon und Haube. Die Turmanbauten auf der Nordseite entstanden vermutlich mit der Errichtung des Turmschaftes, der später erhöht wurde. Die Sandsteinmauer ist überwiegend grobkörnig und weist starke Schäden durch Verwitterung und den verheerenden Brand vom 19. Oktober 1772 auf. Rissbildungen sind im Mauerwerk zu finden, so dass es statische Probleme gibt, die behoben werden. Am Oktogon kann man mit dem Fernglas die Risse erkennen, Putz löst sich, die Ziegel bröckeln, so Thomas Grützner. Nach der Putzabnahme, war man erschrocken. Den Schaden in diesem Ausmaß hatte man nicht erwartet. Auf die Nord-, Nordwest- und Westseite konzentrieren sich die Defekte. Frostschäden an barocken Ziegeln, die Balkenköpfe sind stark geschädigt. Ein hoher manueller Aufwand wird nötig sein, um das zu beheben.
Erneuert werden die Oktogonfenster, das Dach wird mit Schiefer eingedeckt. Eine Nachfertigung der Schallläden über die gesamte Höhe soll erfolgen. Deren Aufhängung erfolgt so, dass man sie fürderhin öffnen kann. Die abgenommenen Zifferblätter der Kirchturmuhr aus Kupfer werden momentan in Knau restauriert. Deren bisherige Befestigung bezeichnete Thomas Grützner als mutig. Hier wird es eine neue Konstruktion geben, die deutlich stabiler sein wird als die bisherige.
Noch ein Wort zu den Gerüsten. Die Überrüstung der Pultdächer, um von allen Seiten an Turmschaft, Oktogon und Turmhaube zu gelangen, war eine Herausforderung, schätzt Tomas Grützner ein. Er hofft, nun keine weitere unliebsame Überraschung mehr zu erfahren. Das Oktogon reicht.