Stehende Ovationen am Ende eines wundervollen Klangerlebnisses in der Schmöllner Stadtkirche
Von Ulrike Grötsch
Schmölln. Dem Vorstand des Schmöllner Kirchbauvereins war es gelungen, den Kapellchor des Bremer Knabenchores nach Schmölln zu locken. 19 Bremer Jungs im Alter von neun bis 16 Jahren befanden sich seit Freitag auf einer Thüringentournee. Fünf Auftritte innerhalb von drei Tagen an verschiedenen Orten, eine anstrengende Angelegenheit für die Kinder und Jugendlichen. Schmölln war die vorletzte Station. Keine Ermüdungserscheinung. Die Sänger unter der Leitung von Kantor Ulrich Kaiser sangen mit Hingabe und Freude, wohl auch weil die Akustik in der Kirche ausgezeichnet ist. Weit über 100 Personen waren zu dieser Matinée am Pfingstmontag in die Kirche gekommen. Bevor überhaupt die Begrüßung erfolgte, erklang A Prayer of King Henry IV von Henry Georg Ley, eine gelungene erste und vor allem vielversprechende Kostprobe, die aufhorchen ließ. Vereinsvorsitzender Jörg Milde vom Kirchbauverein und Pfarrer Eisner, der gemeinsam mit Superintendent im Ruhestand, Werner Blum, den Gottesdienst gestaltete, begrüßten die Besucher und dankten jenen, die die Knaben eine Nacht bei sich zuhause beherbergten. Der Vereinsvorsitzende informierte, dass die Kollekte dem Kirchbauverein zugute kommt. Dieses Geld soll für den zusätzlichen Einbau einer barrierearmen Toilette in der Kirche verwendet werden.
Nach einigen Informationen durch Kantor Ulrich Kaiser zum Chor, der 1528 gegründet, 1945 wiedergegründet wurde und aus 60 bis 70 Knaben besteht, und zum Programm begann der Kunstgenuss. Im ersten der drei Teile hatten sie Liedgut, das sie bei einer jüngsten Konzertreise nach Edinburgh in Schottland führte, im Gepäck. So die Kyrie aus Messe für 4 Stimmen, Lord make me to know oder Ave verum corpis, allesamt von William Byrd. Glockenreiner Gesang, kraftvolle Töne, durchströmten Chorraum und schließlich die gesamte Kirche, sekundenlang, so schien es, tanzten die Töne durch die Kirche. Gänsehautgefühl, so beschrieben es danach noch einige Besucher, die überwältigt waren. So einen außergewöhnliches Auftritt mit kraftvollen und silberklaren Stimmen, wunderschönem Liedgut hatte man nicht erwartet. Die Jungen, hochkonzentriert, hingen an den Lippen und Gesten ihres Kantors und sangen mit Inbrunst und Freude, jubilierten und brillierten. Es war einfach ein Hochgenuss Der zweite Teil war österlich geprägt. Hier sangen die Gäste aus Bremen aus dem Chorgestühl heraus. Von Komponist Heinrich Schütz, der bekanntlich im nahen Bad Köstritz beheimatet war, und der wie Kantor Kaiser sagte, gerade für Knabenstimmen wunderbare Lieder geschrieben hat, war einiges zu hören. Im dritten Teil war Pfingsten das Thema. So auch Singet dem Herrn ein Lied. Für den Kantor aus Bremen ein ganz besonderer Moment, weil just diese Zeilen auf der Empore des Balkons in der Kirche geschrieben stehen. Von wo aus auch acht Knaben, zur Freude aller, im Wechsel mit dem Chor sangen. Gut eingebettet in all das Psalm 147 von Superintendent im Ruhestand Werner Blum. Der begann „nichts ist schöner als ein frohes Lied zu singen“. Treffender hätte man es an diesem Tag nicht sagen können. Auch Pfarrer Thomas Eisners Bildbeschreibung war eine gelungene. Aber die Krönung zweifelsfrei, war bei dieser Gottesdienstmatinée nun einmal der Kapellchor der Bremer. Johann Sebastian Bach In all meinen Taten oder Es sollen wohl Berge weichen von Jacob Heinrich Lützel verzauberten die Zuhörer. Mit stehenden Ovationen wurden die Knaben bedacht, die sich mit einer Zugabe verabschiedeten. Man hätte sie noch Stunden hören mögen. Wie nachhaltig der Eindruck blieb, war am späten Nachmittag zu erfahren. In Tannenfeld, bei einem Spaziergang, schwärmten Besucher der Matinée ihren Bekannten am Wegesrand bei lieblichem Vogelgezwitscher von diesem musikalischem Leckerbissen in den wärmsten Tönen noch immer vor und alle Vorbeiflanierenden konnten hören, was sie verpasst hatten.
Wie gut es den Besuchern gefallen hat, spiegelte sich im auch Spendenaufkommen für den Verein wider. Über 1000 Euro waren bei der Kollekte nach dem Konzert zusammengekommen. Herausragend, wie der Chor selbst.